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„Etwa so,…

… wie in Korsika!“

Heute einmal mit sehr nobler Karosse unterwegs; Scheiben verdunkelt, vorne blitzt ein verchromter Stern auf der nachtschwarzen Haube auf, das Nummernschild zeigt die Monegasische Herkunft. Neben der besseren Wendigkeit, im Vergleich zu Tourbus, verhilft uns dieses Gefährt schon auf dem Anfahrtsweg an die Bergpässe zu einem Gefühl, wie es Diplomatinnen oder Prinzen haben müssen. Ganz wichtig fühlt man sich damit!

Jetzt stecken wir im Frühmorgenarbeitsverkehrsstau (nicht alle Sprachen schaffen es so leicht wie das Deutsch, aus einer Reihe von aneinandergereihten Substantiven ein neues Wort zu kreieren, das Sinn ergibt, (hoffentlich) verstanden wird und die Lust am Sprachwitz weckt und fördert. Englisch z.B., eignet sich nicht wirklich gut dafür) und können, im Gegensatz zur jeweiligen Arbeitsanfahrtssituation in Zürich, ganz entspannt bleiben. No hurry!

Jean Francois Bollie, ein lieber sehr gesprächiger Künstler, von ihm stammt übrigens die Titelidee für diesen Artikel, hat extra für uns Termine verschoben, damit er uns seine Velowelt im Vorzimmer von Monaco zeigen konnte. Merci JF!

Ausgangspunkt war eine schmucke Anhöhe auf der nordöstlichen Seite des Hafens von Nizza; von hier aus schlängelten wir uns die oft sehr steilen Hügel hinauf, um dabei wunderhübsche, charmebeladene und pittoreske Dörfer zu durchfahren. An ziemlich vielen Stellen galt es anzuhalten, spezielle Ausblicke, Wahrzeichen und Landmarks zu bestaunen oder, ganz nach Französischer Art, wahrhaftige dialektische Debatten darüber zu führen, ob nun diese oder jene Abzweigung zu nehmen sei. Die Suche nach der richtigen Antwort wurde dabei geflissentlich unterstützt durch mindestens vier Smartphones und noch mehr verschiedene Karten-Apps.

Etwas enttäuscht war ich persönlich, als endlich mein grosser Held, der Pass aller Pässe Europas vor uns auftauchte. Einerseits was die Höhe anging, anderseits aber auch betreffend Streckenführung, Belagszustand und Verpflegungsmöglichkeiten. Schwer zu denken gab mir dabei auch die Frage, wie um alles in der Welt die Firma Trek auf die Idee kam, mein Velomodell auf den Namen dieses Passes zu taufen… „Madone“! Für ein vollgefedertes Mountainbike; okay… Dem werde ich gelegentlich nachgehen, will mir diese Korrelation einfach nicht in den Kopf.

So konnte es in der Konsequenz nicht ganz verwundern, dass wir, leider einmal mehr aufgrund meines persönlichen Tipps, er stützte sich übrigens auf das Orakel mit dem Namen Google, auf einem Weg landeten, der von geflicktem Asphalt stufenweise überging in löchrige Chaussierung, weiter zu gelockertem Kies und schliesslich auf einer Piste endete, bei der die meisten Mountainbiker Forfait geben müssten. Aber eben, es geht hier diese Tage bekanntlich um das Einsammeln von Pässen und so quälten wir Maschine und Mensch über Stock&Stein weiter. Intern war diese Anhöhe übrigens bereits umgetauft in „Col de la Merde“. Schlimmer geht’s immer, wie der Volksmund weiss, und so kam es, dass die Wege, die vom Pass wegführten, von noch üblerer Qualität waren, als das bisher Gesehene. Nach dem etwas frustrierten Häkchen, das wir innerlich machen konnten, und dem Passbild, blieb nichts anderes übrig, als den selben Weg wieder hinunter zu fahren.

Natürlich bot der Tag viele andere Höhepunkte: Waldpassagen, bei denen die Strassen von sich berührenden, sattgrünen Baumkronen baldachinartig überspannt wurden; ein Fahrgefühl wie in einem geheimnisvollen, feuchten, dunkelgrünen und dunklen Tunnel oder aber das abschliessende Bad im Meer, das die müden Beine mirakulös lockerte und entspannte.

Zwei kurze Themen möchte ich noch anschneiden: a) Auf Korsika war ich bisher noch nie. Und auch wenn die heutige Landschaft und Tour wunderbar treffend mit magnifique umschrieben werden könnten: Mein physisch-psychischer Zustand war von einer Sorte, der es mir vorenthielt, dies so wahrzunehmen, geschweige so zu rezensieren. Korsika werde ich als Reiseziel also ganz weit nach hinten schieben… b) Mein weisser Blitz unter dem Po ist doch ein ganz passabler Apparat…